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Die Mittwochsmusik im Oktober: 4.10., um 19:00 Uhr

Auf einen Blick:
Mittwochsmusik, am 4. Oktober 2023, 19:00 Uhr,
Kreuzkirche, Kronenweg 67

Einziger Programmpunkt:
Josef Rheinberger (1839-1901):

8. Orgelsonate in e-moll, op. 132
Die vier Sätze:
– Introduktion und Moderato
– Intermezzo
– Scherzoso
– Passacaglia

Orgel: Thomas Jung

Details:

Nach dem großen e-moll-Klavierkonzert von Frédéric Chopin op. 11, im letzten Monat, bleiben wir in der Tonart, gehen aber von Warschau aus nach München, und schreiten gute 60 Jahre in der Zeit voran.

Im Herbst 1882 schrieb Josef Rheinberger seine achte Orgelsonate, in besagtem e-moll.
Viele der mittleren Sonaten Rheinbergers streifen in ihren Ausmaßen die Orgelsymphonik. Op. 132 gehört dazu, die vier Sätze dieser Sonate füllen die Abendmusik gut aus.

Eine Einleitung leitet über in ein Moderato, eine Fuge, unterbrochen von einem zweiten Thema, dass aber allenfalls eine entfernte Referenz an die Dualismus einer Sonatenhauptsatzform ist – zu dominierend ist die Fugenstruktur, die sich immer wieder durchsetzt.

Das Intermezzo, eine Art “vorgezogenes” Rondo, im gemächlichen Tempo, kommt aus dem Geiste der lyrischen Klavierstücke, die das 19. Jahrhundert im Allgemeinen und Rheinberger im Besonderen geschätzt hatte.
Im Gegensatz – bspw. zu dem folkloristisch-“skandinavisch” gefärbten Mittelsatz der gis-moll-Sonate, ist dieses Intermezzo abwechslungsreicher, harmonisch reizvoller gearbeitet.

Rheinberger in seinen späteren Jahren
Rheinberger in seinen späteren Jahren

Das Scherzo(so), eine erweiterte Liedform, erinnert an die französische Orgelsymphonik. In den Abendmusiken ist Rheinberger mittlerweile ein regelmäßiger Gastgeber: Von seinen 20 Sonaten habe ich in den Mittwochsmusiken mindestens fünf gespielt…, das französisch-symphonische Colorit dieses Scherzo ist für mich, im Ouevre Rheinbergers, allerdings ebenfalls neu.
Aber gut: Auch ich lerne immer mehr Literatur kennen.

Tatsächlich wird Rheinberger die folgende, die 9. Sonate in b-moll, seinem französischen Kollegen Alexandre Guilmant widmen. Vielleicht hatte sich der Lichtensteiner um 1882 mit der Orgelliteratur der französischen Nachbarn auseinandergesetzt?
Musikalisch bildet das Scherzo der e-moll-Sonate in seinem raschen Tempo einen Gegenpol zur schließenden Passacaglia – der einzigen in seinem gesamten Orgelsonatenwerk.

Ein Halbschluss leitet in das Passacaglien-Thema hinein. Über einem gleichbleibenden Ostinato werden immer neue Variationen aufgebaut – das ist das Prinzip der Passacglia, einer der großen Variationsformen in der Musik.
Rheinberger selbst hat diesen Schlußsatz so sehr geschätzt, dass er ihn später nach f-moll transponiert und in dieser Tonart für großes Orchester instrumentiert hat.

Anbei: Auch für Guilmant, den erwähnten Pariser Kollegen Rheinbergers, war die Passacaglia “superbe”; ihre Schlusstakte münden noch einmal in den Klängen der Introduktion, bevor die Sonate in breiten Akkorden schließt.

Trotz der Schulferien findet die Abendmusik am 4. Oktober statt, wie immer nach den 19:00 Uhr-Glocken, wie immer in der Kreuzkirche, wie immer mit freiem Eintritt.
Das Körbchen am Ausgang ist für die Kirchenmusik der Gemeinde.

tj.

Bildquelle: Deutsche und englische Wikipedia

Beitragsbild: Fanny und Josef Rheinberger, kurz nach der Hochzeit im Jahre 1867.