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In memoriam der Verstorbenen des Jahres: Chorkonzert am Ewigkeitssonntag

November. Monat des Gedenkens. Monat der Totenfeste: Allerseelen in der katholischen, Ewigkeitssonntag in der evangelischen Tradition.

Nachdem die Pandemie die Gedenkkonzerte in den letzten Jahren reduziert oder, in einem Fall, unmöglich gemacht hatte, findet in diesem Jahr wieder ein Konzert statt. Die beiden Chöre unserer Gemeinde, Cantisto und die Kantorei, singen gemeinsam die “Mass of Peace” des britischen Komponisten Karl Jenkins. Eingerahmt wird das Chorwerk vom ersten Satz der “Tonus-Peregrinus”-Sonate Josef Rheinbergers für Orgel, sowie der grandiosen Klaviertranskription der Ciacona aus Bachs d-moll-Partita, BWV 1004, durch den italienischen Komponisten, Esseyisten und Musikpädagogen Ferruccio Busoni.

Anmerkungen zum Programm

Die “Mass of Peace”, die Friedensmesse, ist in der originalen Fassung eine Collage, die über die einzelnen Religionen hinausgeht. Jenkins geht dabei von einem hochmittelalterlichen Soldatenlied aus, dem “L’homme arme”, dem “Mann in Waffen” – ein Lied, das im 15. und 16. Jahrhundert in dutzenden Messen verarbeitet worden ist. Die bekannteste ich vielleicht die Version von Josquin Deprez aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert.

Jenkins lässt, das Soldatenlied hinter sich lassend, in seiner Friedensmesse Gloria und Credo weg, zugunsten muslimischer Gebetsrufe an Allah – sein Friedensansatz über die Religionen hinweg zu einer humanistisch geprägten Aussage, die von Motiven aller Religionen geprägt wird. Wir singen in unserem Konzert die traditionell gehaltenen Chorpartien des Werkes als Missa brevis, also ohne Gloria und Credo, dafür mit einem schließenden Hymnus.

Die vierte Orgelsonate in a-moll verwendete den sogenannten neunten Psalmton als Basis für das zweite Thema im ersten Satz. Der neunte Psalmton wurde im Laufe der Jahrhunderte zunehmend genutzt, um Texte der Trauer zu transportieren. Die vorkonzilliaren Stundengebete der römischen Kirche stehen im 9. Ton, ebenso die Klagelieder Jeremias. Mozart nutzt ihn in seinem Requiem, und so fügt sich Rheinbergers Musik nahtlos in den Kontext des Ewigkeitssonntag. An der Orgel: Thomas Jung.

Die Ciacona Johann Sebastian Bachs ist in seinen Köthener Jahren entstanden, vermutlich in Reflexion auf den unerwarteten Tod seiner ersten Ehegattin Maria Barbara Bach im Jahre 1720. Bachs Original ist für eine einzelne Violine gesetzt. Hinter BWV 1004 verbirgt sich eine Partita, also eine Folge von Tänzen deutscher Schreibart. Die Ciacona sprengt diese an sich harmlose Suitenform. Sie ist deutlich länger als alle vorhergehenden Sätze zusammen und entfaltet in ihren drei großen Blöcken einen Gedanken- und Ideenreichtum, der die Musiker aller folgenden Generationen immer wieder in Erstaunen gesetzt hat. Brahms beispielsweise hatte mehrfach den “Wundermann” bewundert, der aus einer einzelnen Violine einen Kosmos entwachsen lässt. Neben Brahms hatten verschiedene Musiker die Ciacona für verschiedendste Besetzungen bearbeitet – eben auch Ferruccio Busoni. Der übertrug Bachs Werk im Jahr 1889 auf das Klavier, mit dem Anspruch, ein virtuoses Konzertstück zu erschaffen. Nadja Bulatovic wird das Konzert mit Busonis Ciacona-Transkription an unserem neu restaurierten Bechsteinflügel beenden.

Auf einen Blick

Konzert zum Ewigkeitssonntag

Sonntag, 20.11.2022, 17:00 Uhr

Evangelische Kreuzkirche, Kronenweg 67, 50389 Wesseling.

Eintritt ist frei. Im Korb am Ausgang sammeln wir für die kirchenmusikalische Arbeit in unserer Gemeinde.

Beitragsbild: Ferruccio Busoni, Gemälde von Umberto Boccioni. Quelle: Englische Wikipedia