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Mittwochsmusik im April – Orgelsonate 3

Auf einen Blick:

Die nächste Mittwochsmusik findet statt am 2. April 2025, wie immer in der Kreuzkirche, wie immer ab 19:00 h.

Auf dem Programm: Zwei Choralbearbeitungen und die Triosonate in d-moll, BWV 527, von Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Details:

Es ist die dritte Musik, die sich mit der Gattung der Orgelsonate beschäftigt. Nach den Beiträgen von Gustav Merkel und Sigfrid Karg-Elert in Februar und März tauchen wir diesmal – wir stehen mitten in der Passionszeit – ein in die stille Welt der Bachschen Triosonaten für Orgel alleine. Bach schrieb deren insgesamt sechs, daneben hatte er die Trio-Schreibweise auf verschiedene Choralbearbeitungen übertragen.

Orgeln folgen dem Werkprinzip. Bedeutet: Jedes Manual sowie das Pedal steuert ein in sich geschlossenes, komplettes Instrument, klanglich wie technisch. Naheliegend die Idee, die drei autonomen (Teil)-Instrumente einer zweimanualigen Orgel als solche zu behandeln: Zwei Manuale und das Pedal treten als souveräne kammermusikalische Partner auf Augenhöhe gegen- und miteinander an. Anders formuliert: Dem Menschen an der Orgel sind die Aufgaben dreier Kammermusiker/Innen zugewiesen.

Der Schluss der d-moll-Sonate, BWV 527, in Bach eigener Handschrift. Zum Vergrößern auf’s Bild klicken. Quelle: Privat (Faksimile)

Die daraus resultierenden – und durchaus beträchtlichen – instrumentaltechnischen Schwierigkeiten sind der Musik nicht anzuhören. Dass über den beweglichen Pedallinien jede Hand vollkommen gleich behandelt wird, bedeutet im pädagogischen Nebeneffekt zugleich, dass beide Hände dieselben, identischen technischen Hürden zu bewältigen haben. Bach selbst hatte die Sonaten im fortgeschrittenen Orgelunterricht verwendet. Wilhelm Friedemann, Bachs ältester Sohn, wurde nicht zuletzt durch die Schule der Triosonaten zu dem „starken Orgelspieler“, als den ihn die Zeitgenossen bewundert hatten.

In schwerelos anmutender Mühelosigkeit erreicht Bach mit seinen drei Linien beinahe „nebenher“ jede Sphäre, von tiefer Melancholie bis zu überschäumender Freude. Bachs erster Biograph, Johann Nikolaus Forkel, hatte das bereits im 19. Jahrhundert bewundert: Man könne die Schönheit [der Sonaten] nicht genug bewundern, notierte er. Die inhärente Strenge der kompositorischen Struktur hingegen erschließt erst nach und nach. Dass große Passagen transponiert wiederholt werden, ohne dass sie vom Hörer als Wiederholung wahrgenommen werden, liegt an Bachs Meisterschaft des doppelten Kontrapunktes, die es ihm erlaubt, die Stimmen bei funktionierendem harmonikalen und satztechnischem Gefüge auszutauschen.

Jenseits des Handwerklichen: Erklingen tut Musik von ausgewogener Schönheit, Eleganz und Leichtigkeit, die nichts von der Meisterschaft eines Bach verrät, ohne die sie nicht hätte geschrieben werden können.

Neben der Sonate stehen zwei Choralbearbeitungen Bachs auf dem Programm: Beide ebenfalls für zwei Manuale plus Pedal, eine davon ein Trio, von anderer Schreibweise. Mehr am Abend selbst.

Herzliche Einladung, zum 2. April, ab 19:00 h., in die Kreuzkirche. An der Orgel bin ich, der Eintritt ist, wie immer, frei, die Ausgangs-Kollekte ist für die Kirchenmusik unsere Gemeinde.

Kurzer Ausblick zum Schluss: In der Mittwochsmusik am 7. Mai wird Andreas Cantow wieder zu Gast sein, mit einer Auswahl selten zu hörender, überwiegend unbekannter Schubert-Lieder.

Thomas Jung

Quelle des Beitragsbildes: IMSLP